Sobald der letzte Lichtstrahl vom Sonnenuntergang verschwunden ist, packen viele Fotografen ihre Sachen zusammen und machen Feierabend. Die Fotografie ohne Tageslicht oder bei schlechten Lichtverhältnissen stellt für viele eine große Herausforderung dar. Bei Dunkelheit fotografieren ist für viele ein No-Go, da man intensiv auf die Belichtung achten muss.
Ich weiß noch, wie ich der Fotografie in der Nacht komplett aus dem Weg gegangen bin. Für mich stand der Aufwand nie im Verhältnis zu dem Ergebnis und das nötige Equipment hatte ich auch nicht. Ohne Aufsteckblitz habe ich mir das Fotografieren bei Dunkelheit unmöglich vorgestellt und damit war das Thema für mich abgeschlossen.
Mittlerweile weiß ich, dass ich viele Chancen verpasst habe, denn man darf nie vergessen, dass man an seinen Herausforderungen wächst. Die Nacht oder die Dunkelheit an allen möglichen Orten bieten endlose Möglichkeiten in der Gestaltung des Looks und der Stimmung im Bild.
Du solltest wissen, dass wenn du das Licht im Bild bestimmst, auch einen direkten Einfluss auf das Ergebnis hast und dich nicht um Lichtstörungen durch die Sonne oder andere Lichtquellen sorgen musst. Aber tauchen wir mal ein bisschen tiefer in die Materie ein und bringen Licht ins Dunkle, damit du die Vorteile der Fotografie bei Dunkelheit genau kennst und weißt, wie du die Probleme mit wenigem Licht löst, aus diesem Grund bist du schließlich hier.
Du bist die Sonne
Wenn es nicht gerade bewölkt ist, dann wirft die Sonne mit hoher Wahrscheinlichkeit Schatten in dein Bild. Unabhängig ob Landschafts- oder Portraitfotografie, musst du die Position der Sonne berücksichtigen und das kann auch oft sehr nervig sein. Klar, es gibt mittlerweile tausende von Apps, die dir sagen, wo die Sonne zu welcher Uhrzeit steht, doch hast du ein festgesetztes Zeitfenster und musst auf die Sonne achten. Oft habe ich schon Bilder gesehen, in denen der Fotograf im Nachhinein Lichtstrahlen eingefügt hat und diese nicht zu den vorhandenen Schatten gepasst haben.
Nicht umsonst gibt es Sprüche, wie zum Beispiel: „Zwischen 11 und 3 hat der Fotograf frei.“
Jetzt wird der klare Vorteil in der Nacht deutlich: Du bist die Sonne! Wenn kaum oder gar kein Licht scheint, bestimmst du mit Blitz, Lampen oder weiteren Leuchtmitteln, wie das Licht im Bild scheinen soll und wo du die Schatten haben willst. Speziell beim Erzeugen einer bestimmten Stimmung im Bild kann das sehr wichtig sein. Du hast die Möglichkeit Gesichts- oder Landschaftsbereiche auszublenden, indem du sie nicht beleuchtest oder mit verschiedenen Lichtfarben spielst.
Dazu bieten sich übrigens sehr gut bunte Farbplättchen an, die man sich für kleines Geld kaufen kann. Diese können einfach vor der Lichtquelle fixiert werden und dein Licht wird entsprechend eingefärbt. In Kombination mit Nebel oder eines dimmbaren Lichtes stelle ich mir das sehr interessant vor.
Die richtigen Kameraeinstellungen
Auch wenn du in der Nacht deine eigenen Lichtquellen einsetzt, musst du deine Kamera auf die gegebenen Lichtverhältnisse anpassen. Verschlusszeit, Blende und ISO sind die relevanten Faktoren, wie auch bei der Fotografie am Tag.
Dein Bild wird in den meisten Situation trotz eigenen Lichts zu dunkel sein, wenn du nicht gerade einen externen Blitz oder einen Lichtfluter zur Hand hast. Logische Konsequenz ist, dass du die Verschlusszeit verlängern, die Blende öffnen oder den ISO-Wert erhöhen musst.
Bei der Entscheidung, welche Kamera-Werte die Richtigen sind, musst du dich erstmal auf dein Motiv festlegen.
Bei Landschaften ist es wichtig eine weit geschlossene Blende zu wählen, sodass alle Bereiche im Bild scharf und deutlich sind. Bedeutet, dass Verschlusszeit und ISO-Wert erhöht werden müssen. Bei einer langen Verschlusszeit bietet sich ein Stativ an. Wenn du kein Stativ hast, kannst du deine Kamera auch auf einer geraden Fläche ablegen oder anderweitig fixieren. Ein Blitz bringt dir bei den meisten Landschaften wenig, da er nur ein paar Meter vor der Kamera ausleuchtet.
Bei Portrait Fotografie willst du im Regelfall eine Hintergrundunschärfe, damit das Auge des Betrachters direkt auf dein Model, Motiv oder was auch immer gleitet. Auch hier kann das Stativ in Kombination mit einer langen Verschlusszeit eine Möglichkeit sein , allerdings gestaltet sich das lange Stillhalten deines Models höchst wahrscheinlich äußerst schwierig. Ich würde dir einen höheren ISO-Wert und definitiv einen Blitz empfehlen.
Für den Fall, dass du noch in den Anfängen bist und keinen externen Blitz hast, kannst du auch den internen Blitz der Kamera nutzen. Wenn er dir zu harte Schatten im Bild wirft, kannst du eine Plastiktüte vor den Blitz halten, damit das Licht gedimmt und besser gestreut wird.
Habe keine Angst vor dem ISO! Ich habe schon oft mitbekommen, dass viele einen höheren ISO meiden, da man in dunklen Bereichen ein Bildrauschen erzeugt. Wenn du dein Bild nicht auf eine riesige Leinwand drucken willst, dann kannst du einen Wert von 3.000 ohne große Bedenken auswählen. Lieber ein höheren ISO und Bildrauschen riskieren, als ein viel zu dunkles Bild. Du kannst in jedem Fall eine Nachbearbeitung in Photoshop oder ähnlichen Programmen vornehmen und das Rauschen durch Glätten reduzieren, wo wir schon beim nächsten Abschnitt wären…
Das richtige Format
Natürlich hast du dich vor dem Lesen dieses Beitrags vorbildlich über die verschiedenen Dateiformate deiner Kamera informiert.
Du weißt, dass Bilder im RAW-Format (Roh-Format) massig Bildinformationen speichern, auch wenn man sie auf den ersten Blick nicht erkennt. Oftmals haben RAW-Bilder Informationen zu dunklen Bildbereichen und können ohne großen Qualitätsverlust aufgehellt werden und erhalten Konturen. Bei einem JPEG-Bild sieht das Ganze schon wieder anders aus und macht Probleme bei zu dunklen Bereichen.
Hier mal ein kurzer Vergleich:
Kurz gesagt: Beim Fotografieren in der Dunkelheit definitiv das RAW-Format! Du wirst es nicht bereuen und kannst kleine Fehler oder Anpassungen in der Helligkeit ganz einfach korrigieren.
Locations und Inspirationen
Du weißt jetzt, wie du in der Nacht oder bei Dunkelheit problemlos Fotografieren kannst und mit den schlechten Lichtverhältnissen arbeitest. Jetzt musst du dir nur deine Kamera schnappen und los geht’s…aber wohin? Das ist eine Frage, die ich mir am Anfang auch gestellt habe. Ich schrieb mir alle Orte auf, die ich persönlich in der Nacht sehr schön finde.
Die Lichter einer Großstadt, Laternenspiegelungen im Wasser einer Promenade, ein durch die Baumkronen scheinender Mond oder Lichterketten vor dem Kameraobjektiv sind ein kleiner Teil von den vielen Möglichkeiten, die sich bieten.
Hier ein paar meiner Bilder, die bei Dunkelheit entstanden sind:
Wie du siehst, bestimme ich mit der Setzung des Lichtes die Stimmung im Bild und habe direkten Einfluss auf den Fall des Schattens. Pinterest oder Instagram bieten dir sicherlich noch viele weitere Inspirationen.
Übung macht den Meister
Meine ersten Bilder bei Nacht sahen grausam aus, die ersten Langzeitbelichtungen waren einfach traurig und von meinen ersten Bildern mit einem Blitz brauche ich gar nicht erst anfangen. Damit möchte ich nicht zum Ausdruck bringen, dass meine ersten Bilder echt schlecht waren, sondern die ersten Bilder nicht direkt Meisterwerke werden. Probiere dich aus und verstehe wo deine Fehler liegen, wenn das Bild nicht deinen Vorstellungen entspricht.
Ich wünsche dir viel Spaß in der Dunkelheit zu fotografieren und tolle Ergebnisse. Verlinke oder markiere mich gerne auf deinen Ergebnissen, wenn du willst, dass ich sie mir ansehe.
Gruß
Jonas