Na, genug Bäume und Steine fotografiert? Du überlegst Menschen vor deine Kamera zu stellen? Dann bist du hier genau richtig! Eine umfassende Anleitung für deine Portrait Fotografie wartet auf dich und hält viele Tipps für dich bereit, die oft unterschätzt werden.
Fotografie mit Menschen
Vorab sollte ich erstmal klarstellen, dass Portrait Fotografie keine Wissenschaft ist, auch wenn die Länge dieses Beitrags das durchaus vermuten lässt. Die Fotografie mit einer anderen Person bedeutet auch, immer auf den Menschen einzugehen. Also solltest du vor dem ersten Bild die Vorstellungen und das Shootings mit deinem Model immer absprechen.
Dazu gehören:
- Bildvorstellungen, Stimmung, Aussage, etc
- Wofür sind die Bilder
- Ort
- Zeitfenster
In den Anfängen deiner Fotografie wirst du wahrscheinlich Freunde vor die Kamera stellen und keine Influencer oder Models mit Erfahrung. Erwarte also keine ausgefallen Posen oder umfangreiche Kreativität bei deinem Model. Setze deinen Fokus auf natürliche Körperhaltungen und Tätigkeiten.
Dein Studio
Du bist Hobbyfotograf oder in deinen Anfängen mit Fotografie und hast kein Studio zum Fotografieren? Sehr gut!
Die natürlichsten Portraits entstehen nicht im Studio vor einer grauen Rückwand, sondern an den Orten des alltäglichen Lebens. Die Welt ist dein Studio und bietet dir alle möglichen Farben, Lichter und Locations.
Spreche mit deinem Model über eine favorisierte Umgebung und achte auf den Publikumsverkehr. Es gibt viele Menschen, die sich bei den ersten Bildern unsicher fühlen, weil es eine neue Erfahrung ist. Nimm Rücksicht auf die Wünsche deines Models, denn auf den Bildern wird deutlich erkennbar sein, ob es sich wohl fühlt oder nicht.
Die richtige Ausrüstung
Für diesen Portrait Fotografie Tipp brauchst du idealerweise nicht viel. Um ehrlich zu sein, brauchst du nicht mal eine Kamera, weil neuere Handys manche DSLR’s echt alt aussehen lassen. Nicht umsonst gibt es mittlerweile viele Hobbyfotografen, die ausschließlich mit Handy unterwegs sind, aber das ist hier nicht das Thema.
Gegeben den Fall, dass du eine Kamera und eine Standart-Objektiv hast, bist du bereits gut gerüstet. Möglichkeiten zum Aufrüsten gibt es natürlich immer. Wenn später ein Reflektor, ein externer Blitz oder auch eine Gegenlichtblende dazukommen, dann hast du mehr Möglichkeiten in der Bildgestaltung.
Wichtig ist, dass du bei deinem Objektiv eine offene Blende einstellen kannst. Durch eine weit geöffnete Blende entsteht eine Tiefenunschärfe, die du bereits bei mehreren Portraits bestimmt gesehen hast. Ein unscharfer Hintergrund hebt dein Model hervor und setzt es in den Fokus des Betrachters. Hier mal ein paar Beispiele:
Die Könige der Tiefenunschärfe sind Festbrennweiten. Das sind Objektive, die eine feste Brennweite haben, wie der Name eigentlich schon vermuten lässt . 35 mm, 50 mm oder auch 85 mm sind geläufige Ausführungen und kannst du für wenig Geld ergattern. Festbrennweiten sind für ihre offenen Blenden bekannt und ideal für Portrait Fotografie. Wenn dir Portrait Fotografie zusagt und Spaß macht, solltest du früher oder später über eine Anschaffung nachdenken.
Alle Vorteile einer Festbrennweite haben ich in diesem Beitrag für dich aufgelistet.
Jetzt habe ich oben erwähnt, dass ein Standart-Zoom-Objektiv auch vollkommen ausreichend ist und das stimmt auch. Mit einem normalen Objektiv kannst du eine Hintergrundunschärfe erzeugen, indem du auf die höchste Brennweite stellst und die Blende so weit öffnest wie möglich.
Der Wert deiner offenen Blende wird nicht sehr gering (also offen) sein, aber im Verhältnis zur Brennweite ist er es. Fotografiere gerne zur Probe an einer Puppe, Kerze oder ähnliches, um die richtigen Einstellungen für deine gewünschte Tiefenunschärfe zu finden.
Fokus
Kennst du den Spruch: „Die Augen sind das Fenster zur Seele?“ Genau dieses Prinzip gilt für die Portrait Fotografie. Der Fokus sollte immer auf den Augen liegen, da es für den Betrachter ungewohnt ist, wenn er einer Person nicht in die Augen gucken kann, weil der Bereich unscharf ist.
Es ist ein simpler Tipp, aber er sollte nicht unterschätzt werden.
Perspektive
Als ich mit Portrait Fotografie angefangen habe, informierte ich mich über die „einzig wahre Perspektive“ für Portraits und musste feststellen, dass es sie nicht gibt.
Die Perspektive ist variabel und hängt ganz von deiner Bildidee und der Location ab. An sich ist perspektivisch alles möglich, wenn es die Umgebung hergibt. Schärfeverläufe finde ich persönlich sehr schön.
Erkunde, was dir gefällt. Lege dich auf den Boden, stelle dich auf eine Erhöhung, fotografiere durch Lücken oder an einer Wand entlang. Bewege dich und bleibe nicht auf deiner Position stehen, denn die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt.
Kommunikation und Atmosphäre
Ich musste auch erst lernen, wie wichtig Feedback ist. Dein Model ist keine festgesetzte Landschaft, sondern eine Person mit der du reden kannst. Spreche beim Fotografieren über Ideen für Posen und gib Anweisungen für Bewegungen und Position, wenn dir das Bild nicht gefällt. Schaut euch regelmäßig die Ergebnisse auf der Kamera an und sprecht über Verbesserungsmöglichkeiten. So kannst du auch vermeiden, dass die Bilder dem Model nicht gefallen, wenn ihr die Aufnahmen vor Ort auswertet.
Ein Shooting sollte kein Business mit einer angespannten Stimmung sein, sondern eine Freizeitbeschäftigung mit jeder Menge Spaß. Bringe dein Model mit lustigen Aussagen zum Schmunzeln und halte es auf deinen Bildern fest. So erzeugst du eine natürliche Bildstimmung und die Ergebnisse werden viel besser aussehen.
Wenn du den Eindruck hast, dass dein Model angespannt ist oder sich nicht ganz wohl fühlt, kannst du die Atmosphäre ganz einfach mit Musik auflockern. Ich zum Beispiel habe oft eine Musikbox dabei, weil das ganze viel mehr Stimmung gibt.
Ein weiterer Tipp sind ein paar Accessoires, wie zum Beispiel eine Sonnenbrille, ein Ball oder eine Tasse. Viele fühlen sich wohler, wenn sie etwas in der Hand halten.
Bearbeitung
Ein weiterer Portrait Fotografie Tipp ist die Bildbearbeitung oder auch die Retusche. Bei der Bearbeitung hauen viele auf die Kacke und nehmen eine Komplettüberarbeitung am Bild vor. Falten werden entfernt, Passform wird angepasst, das Gesicht wird geglättet und zum krönenden Abschluss kommen noch mehre Filter ins Bild. Das kannst du alles machen, allerdings solltest du deine Bearbeitung im Vorfeld mit deinem Model absprechen. Speziell in der Bearbeitung gehen die Ansichten oftmals auseinander.
Ich bin eher der „weniger ist mehr“-Typ und fahre damit ganz gut. Ja, ich bearbeite meine Bilder teilweise auch aufwendig, wenn die Bildidee dementsprechend passt. Dieses Bild zum Beispiel ist aufwendiger bearbeitet:
Bei Bearbeitung von Portraits ist die Helligkeit des Gesichts bzw. des Oberkörpers der Person (abhängig vom Bildausschnitt) wichtig. Das Aufhellen des Gesichts reicht manchmal vollkommen aus. Filter für deine Bilder kannst du teilweise und ohne große Bedenken aus deiner Handy- oder Instagram-Filtergalerie nehmen.
Sooo, mehr gibt es grundlegend nicht zu beachten. Nach den ersten fertigen Shootings wirst du merken, wie du deine Portraits gestalten möchtest, denn der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Ich wünsche dir viel Spaß bei deinen Portrait Shootings und hoffe du konntest ein paar gute Tipps für deine Bilder mitnehmen.
Gruß
Jonas